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Vor 75 Jahren starb der Schriftsteller Kurt Tucholsky
von admin am 21.12.2010 um 16:09:38

Kurt Tucholsky, 1890-1935, Schriftsteller und Journalist, Pseudonym Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Peter Panter, Kaspar Hauser

  • 1890 9. Januar: Kurt Tucholsky wird als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin geboren.
  • ab 1909 Jurastudium in Berlin und Genf.
  • 1911 Beiträge und Gedichte für den "Vorwärts", das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
  • 1912 Der Kurzroman "Rheinsberg - ein Bilderbuch für Verliebte" erscheint.
  • 1913 Tucholsky wird Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (ab 1918 "Die Weltbühne").
  • 1914 Sammlung von Grotesken in "Der Zeitsparer".
  • 1915 Abschluss des Jurastudiums mit Promotion. Während des Ersten Weltkriegs wird Tucholsky zum Heer einberufen.
  • 1918 Chefredakteur der Zeitschrift "Ulk" in Berlin.
  • 1920 Heirat mit Else Weil. Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD).
  • 1923 Tätigkeit als Volontär und Privatsekretär in einem Berliner Bankhaus.
  • 1924 Tucholsky lebt als Korrespondent der "Weltbühne" und der "Vossischen Zeitung" in Paris. Er schreibt unter verschiedenen Pseudonymen, darunter Kaspar Hauser, Peter Panter und Theobald Tiger. Nach der Scheidung von Weil heiratet Tucholsky Mary Gerold.
  • 1926 Er wird Herausgeber der "Weltbühne", gibt den Posten aber schon nach wenigen Monaten an Carl von Ossietzky ab.
  • 1927 Der Reisebericht "Ein Pyrenäenbuch" erscheint.
  • 1928 Publikation des Sammelbandes "Mit 5 PS".
  • 1929 Die Satire "Deutschland, Deutschland über alles. Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky und vielen Fotografen. Montiert von John Heartfield" erscheint. Emigration nach Schweden.
  • 1931 Der Roman "Schloss Gripsholm" wird veröffentlicht.
  • 1933 Scheidung von Gerold. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden Tucholskys Bücher verbrannt. Er selbst wird aus Deutschland ausgebürgert.
  • 1935 21. Dezember: Kurt Tucholsky stirbt in Hindås (bei Göteborg) an den Folgen einer Übermedikamentierung mit einem Schlafmittel.

Zitate von Kurt Tucholsky

Alles ist richtig, auch das Gegenteil. Nur 'zwar - aber', das ist nie richtig.

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.

Chaplin hat Hitler um leihweise Hergabe seines Schnurrbarts gebeten. Die Verhandlungen dauern an.

Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehen. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen.

Der eigene Hund macht keinen Lärm - er bellt nur.

Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen - und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.

Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.

Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist.

Der schönste Augenblick am Tag ist doch der, wo man morgens unter der Brause hervorkriecht und das Wasser von einem abtropft. Was dann noch kommt, taugt eigentlich nicht mehr viel.

Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.

Deutschland ist eine anatomische Merkwürdigkeit. Es schreibt mit der Linken und tut mit der Rechten.

Wr kaufte sich eine Hundepeitsche und einen kleinen dazugehörigen Hund.

Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte!

Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.

Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg.

Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.

Lungenhaschee ... das sieht aus wie: "Haben Sie das gegessen, oder werden Sie das essen?"

Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Mächte.

Es lohnt nicht - so tief kann man nicht schiessen.

Sie sprach so viel, dass ihre Zuhörer davon heiser wurden.

Spengler, dieser Karl May der Philosophie. Er hat keine Heldentaten verrichtet, er hat sie nur prahlend aufgeschrieben. May war übrigens bescheidener und schrieb um eine Spur besser.

Überschrift eines demokratischen Leitartikels: Jein! - !

Volkswirtschaft ist der Zeitpunkt, an dem die Leute anfangen, darüber nachzudenken, warum sie so wenig Geld haben.

Von der Verliebtheit. Von ihr nichts zu bekommen ist immer noch hübscher, als mit einer anderen zu schlafen.

Wenn die Amerikanerin so lieben könnte, wie die Deutsche glaubt, dass die Französin es täte - dann würde sich die Engländerin schön freuen. Sie hätte einen herrlichen Anlass, sich zu entrüsten.

Wenn ein Mensch ein Loch sieht, hat er das Bestreben, es auszufüllen. Dabei fällt er meistens hinein.

Wenn man nur ein Maschinengewehr besitzt: das Schussfeld wird sich schon finden. (Und es ethisch zu basieren, dazu sind Geistliche aller Konfessionen, Universitätsprofessoren, Erzieher, Journalisten, Volk und Knechte gern bereit.) Die unbestimmte Hoffnung, mit bewaffneten Haufen unbequeme Wirtschaftserscheinungen aus der Welt zu schaffen, Arbeitslosigkeit, Sehnsucht nach dem verantwortungslosen Abenteuer, das im Fall des Gelingens die Teilnehmer bei allen Ausschreitungen straflos hält: das ballte entlassene Offiziere, Nichtstuer, Schieber, Emigranten, unzufriedene Beamte, faulenzende Studenten zusammen.

Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seinen gut.

Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wieviel er getroffen hat.

Wer in einem blühenden Frauenkörper das Skelett zu sehen vermag, ist ein Philosoph.

Wie rasch altern doch die Leute in der SPD -! Wenn sie dreissig sind, sind sie vierzig; wenn sie vierzig sind, sind sie fünfzig, und im Handumdrehn ist der Realpolitiker fertig.

Willst du eine reizende Damenbekanntschaft machen? Vergiss, dich zu rasieren.

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